03/09/2019 Die Wiedervernässung von landwirtschaftlich genutzten Mooren ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Doch für Landwirte lohnt sich bisher nur die Bewirtschaftung entwässerter Moorböden, die das Klima stark belastet. Grund sind rechtliche Rahmenbedingungen, die keine Anreize zu Wiedervernässung oder nachhaltiger Moorbewirtschftung (Paludikultur) bieten. Wenn sich das ändern soll, muss der Gesetzgeber handeln. Zu diesem Ergebnis kommt ein rechtliches Gutachten, das das IKEM (Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität) im Auftrag der Michael Succow Stiftung (Partner im Greifswald Moor Centrum) im Projekt MORGEN erstellt hat. „Moore sind wichtige Kohlenstoffspeicher, aber bei Entwässerung emittieren sie das im Torf gebundene Kohlendioxid“, erklärt Christina Lechtape, Diplom-Landschaftsökologin und Projektkoordinatorin bei der Michael Succow Stiftung. „Das Wiedervernässen von entwäserten Mooren stoppt die Freisetzung von CO2 und stellt die natürliche Speicherfunktion wieder her. Die Revitalisierung der Moore und die Nutzung wiedervernässter Flächen bilden daher einen wichtigen Baustein im Kampf gegen den Klimawandel.“ Doch die gesetzlichen Rahmenbedingungen bilden Paludikultur derzeitig noch nicht ab und behindern den Wechsel von konventioneller Landwirtschaft zu Paludikultur. „Paludi-Anbaukulturen wie Schilf, Rohrkolben oder Torfmoos sind nach der EU-Agrarförderung in der Regel nicht beihilfefähig und damit wirtschaftlich unattraktiv“, sagt Judith Schäfer, Juristin und Mitverfasserin der Studie. „Dazu hemmen wasser- und naturschutzrechtliche Vorschriften ihren Anbau, denn sie bringen oft langwierige Verwaltungsverfahren oder naturschutzrechtliche Kompensationen mit sich.“ Auch das Verbot des Umbruchs von Grünland, wie zum Beispiel in der landesrechtlichen Regelung von Mecklenburg-Vorpommern, stünde der Paludikultur entgegen, da oft eine Bodenbearbeitung vor der Anpflanzung von Nasskulturen notwendig sei. „Paludikultur muss endlich als Landwirtschaft anerkannt werden“, fordert Lechtape mit Blick auf die Ergebnisse der Studie. „Dazu brauchen wir eine Neuausrichtung der EU-Agrarförderung und Ausnahmen für das Anpflanzen und die Mahd von Nutzpflanzen wie Schilf und Rohrkolben.“ Mehr Information: Studie Aktuelle Hemmnisse und Weiterentwicklungsoptionen im Ordnungs- und Planungsrecht zugunsten der Moorrevitalisierung als Umsetzung von Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen Hintergrund: Die Studie wurde im Rahmen des MORGEN-Projekts („Moorrevitalisierung als Greifswalder Anpassungsstrategie – Entwicklungsperspektiven durch nasse Nutzung“) erstellt. Ziel des Projektes ist die beispielhafte Etablierung von Paludikultur im Raum Greifswald. Zudem prüft es, unter welchen Voraussetzungen Paludikultur-Vorhaben genehmigungsfähig sind. Daher hat die Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, das IKEM mit dem nun vorliegenden rechtswissenschaftlichen Gutachten beauftragt. Ansprechpartner+in: Christina Lechtape Projektkoordinatorin MORGEN Michael Succow Stiftung Partner im Greifswald Moor Centrum Ellernholzstrasse 1/3 D-17489 Greifswald E-Mail: christina.lechtape@succow-stiftung.de Tel.: +49-(0)3834-83542-26 Fax: +49(0)-3834-83542-22 Projektpartner IKEM Das IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität besteht seit November 2009 als gemeinnütziges und unabhängiges Forschungsinstitut. Am IKEM forschen rund 50 Wissenschaftler_innen zu den wichtigsten Fragen der Energie- und Mobilitätswende. Der Fokus liegt dabei auf den Wechselwirkungen zwischen Regulatorik, Klimaschutz und Ökonomie. Michael Succow Stiftung Die Succow Stiftung wurde 1999 vom Naturschützer, Moorexperten und Träger des Right Livelihood Awards (Alternativer Nobelpreis) Michael Succow gegründet. Sie war damit eine der ersten gemeinnützigen Naturschutzstiftungen in den neuen Bundesländern. In Deutschland wie international ist sie heute vielfältig tätig. Als Partner im Greifswald Moor Centrum treibt sie den Moor- und Klimaschutz voran. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung von Schutzgebieten. Die Stiftung setzt sich für zukunftsfähige Landnutzung ein und fördert wissenschaftlichen Nachwuchs. Zudem entwickelt sie heute 1400 ha eigene Fläche im Sinne des Naturschutzes. Doppelsendungen bitten wir zu entschuldigen. |