Pressemitteilung der Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum
Ampel-Koalition auf Kurs für Klima- und Naturschutz? Position der Succow Stiftung zum Koalitionsvertrag von SPD, Grüne und FDP
Greifswald, 25. November 2021 Die Maßnahmen zum „Natürlicher Klimaschutz“ und die Einstufung von Moorschutz als öffentliches Interesse im vorgelegten Koalitionsvertrag sind ein großer Schritt in die richtige Richtung, Jedoch sind sie zu sehr im Naturschutzbereich verortet und nicht elementarer Bestandteil einer zukünftigen Landwirtschaft, so die Analyse der Succow Stiftung. Dabei bieten Moorböden als größte Emissionsquelle in diesem Bereich besonders großes Reduktionspotential mit Lösungen wie Paludikultur. Die künftige Regierung muss den Sektor LULUCF (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) für den Klimaschutz viel ernster nehmen. „Die neue Bundesregierung bekennt sich klar zum 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens und weiteren Verpflichtungen für Umwelt und nachhaltige Entwicklung. Sie fokussiert auf naturbasierte Lösungen, etwa Öko-Landbau und Moormanagement mit Paludikultur.“, sagt Jan Peters, Geschäftsführer der Succow Stiftung. „Die Maßnahmen im Moorschutz werden als im öffentlichen Interesse eingestuft, bleiben jedoch zu vage. Die Transformation weg von der entwässerungsbasierten Moornutzung kann so nicht gelingen.“ Auch in der Klimaaußenpolitik sollen naturbasierte Lösungen wie Moorrestauration und Schutzgebietsentwicklung im Vertrag mit dem Titel „Mehr Fortschritt wagen - Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ einen stärkeren Stellenwert einnehmen. Insbesondere der europäische Austausch auf Regierungsebene zu Best-Practice-Beispielen im Moorschutz ist dabei im Laufe der Legislatur zu intensivieren. Im Inland braucht es für den Moorschutz neben einer klaren Moorschutzstrategie, die jetzt zügig zu einer Regierungsstrategie aller Ressorts weiterentwickelt werden muss, auch planungsrechtliche Instrumente, um Akteure zur schnellen Umsetzung von Moorrestauration und Paludikultur zu befähigen. Auch in diesem Bereich muss die neue Bundesregierung Silodenken überwinden und Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung erreichen, um die Klimaziele noch erreichen zu können. Es braucht bei all diesen Belangen einen wissenschaftsbasierten Klimacheck für Gesetzesentwürfe der Ressorts, die Moore betreffen. Wir freuen uns zudem über das klare Bekenntnis zu starkem Naturschutz in Deutschland, insbesondere auch mit bundeseigenen Flächen, Kriterien für deren Nutzung und Verpachtung, einer angehobenen Finanzierung und der zügigen Übertragung von gelisteten Flächen des Nationale Naturerbes an Verbände, insbesondere mit der Maßgabe der Erhöhung ihrer Funktion als CO2-Senken. Als Stiftung arbeiten wir eng zusammen mit den Nationale Naturlandschaften und national wie international für UNESCO-Welterbestätten, so dass wir ihre Erwähnung als Ziel für nachhaltigen, naturverträglichen Tourismus mit ausgebauter Infrastruktur zur Besucherlenkung sehr unterstützen. Auch in der Landwirtschaftspolitik scheint es neue Bewegung zu geben. Besonders die Pläne für die kommende, aber auch für die zukünftige Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) mit einer perspektivischen Honorierung von Klima- und Umweltleistungen und Auslaufen von pauschalen Direktzahlungen stimmen uns positiv. Dies in Verbindung mit dem Ziel von 30 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2030 und zusätzlichen Finanzmitteln für Naturschutz und Klimaanpassung in der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) bietet ausreichend Spielraum für eine nachhaltigere Landwirtschaft in Deutschland und Europa. Modellregionen zur konkreten Weiterentwicklung von Konzepten regionaler Wertschöpfung und funktionierenden Leuchttürmen sind hier dringend nötig, die die Succow Stiftung gerne unterstützt. Leider wurden jedoch die in breitem gesellschaftlichen Diskurs ausgehandelten Ergebnisse der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ mit ihren weitreichenden Forderungen nicht in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Eine ausgeprägtere nationale als auch europäische Bodenpolitik, die die besonderen Aspekte von organischen Böden, also v.a. von Moorböden gegenüber Mineralböden herausstellt, ist insbesondere vor dem Hinblick der genannten Ziele des Klimaschutzes, der Klimaanpassung und den Erhalt der Biodiversität unabdingbar. Positiv ist außerdem, dass in der Forschung eines der zentrale Zukunftsfelder in der Klima-, Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitsforschung liegen soll und auch nachhaltige Landwirtschafts- und Ernährungssysteme in den Fokus genommen werden soll. Hier muss Forschung und Entwicklung zur Landnutzung auf Moorböden mit Paludikultur eine wichtige Rolle spielen. Beim Klimaschutz im Gebäudebereich weisen wir darauf hin, dass nicht nur auf Energieverbrauch der Gebäude geachtet werden sollte, sondern auch auf Klima- und Umweltwirkung der Baustoffe. Regional verarbeitete Baustoffe aus Paludikulturmaterialien, z.B. für die Dämmung, können dabei für lokale Wertschöpfung aus wiedervernässten Mooren sorgen und damit sogar zu Kohlenstoff-negativen Baustoffen führen, da neben dem Ersatz von fossilen Substanzen auch Emissionen aus den Moorflächen gestoppt werden können. „Wir wünschen der neuen Bundesregierung mit diesem wegweisenden Koalitionsvertrag einen guten Start! Die Succow Stiftung wird sich gerne als verlässlicher Partner in die weitere Ausgestaltung und auch die Umsetzung für ambitionierten, naturbasierten Klima- und Naturschutz mit besonderem Fokus auf Moore für ein zukunftsfähigeres Deutschland einbringen“, sagt Jan Peters, Geschäftsführer der Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum Kontakt für Rückfragen: Jan Peters
Geschäftsführer der Michael Succow Stiftung Ellernholzstraße 1/3 17489 Greifswald Phone: +49 (0)3834 - 83542-17 Fax: +49 (0)3834 - 83542-22 E-Mail: jan.peters@succow-stiftung.de www.succow-stiftung.de Doppelsendungen bitten wir zu entschuldigen. Wenn Sie diese Informationen nicht mehr erhalten möchten, können Sie diese hier abbestellen.
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