Kleine Moorpflanze ist großer Klimaschützer – 250 Kisten mit Moosen gehen auf den Weg nach Venedig1. März 2022 Greifswald/Hankhausen/Venedig Ein Pavillon mit einer Torfmooinstallation soll auf der diesjährigen Biennale in Venedig entstehen. Gemeinsam wollen das Künstlerkollektiv ENSAYOS und Wissenschaftler*innen der Universität Greifswald mit dem TURBA TOL – HOL HOL TOL benannten Projekt auf die Bedeutung der Moore für den Menschen aufmerksam machen. 250 Kisten mit den delikaten Pflanzen bringen sie Mitte März auf den Weg. Sie ernten die Torfmoose vom 2.- 4. März per Hand auf einer Anbau- und Forschungsfläche im niedersächsischen Hankhauser Moor. Moos für Klima & Kultur Torfmoose wachsen auf nassen Hochmooren. Diese Moorpflanzen sind klein, aber sie dominieren fast die Hälfte der Moore weltweit und sind groß im Klimaschutz. Alle Moore nehmen nur 3% der Landfläche der Welt ein, enthalten aber in ihren Torfen – mit 500 Gigatonnen – zweimal mehr Kohlenstoff als die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde. Werden Moore für Land- und Forstwirtschaft entwässert, setzen sie überproportional hohe Treibhausgas-Emissionen Mit jährlich zwei Gigatonnen CO2 sind sie für fast 5 % der weltweiten anthropogenen CO2-Emissionen verantwortlich. Nasse Moore erbringen weitere Ökosystemleistungen: Sie filtern Wasser, regulieren den Wasserhaushalt, kühlen das Klima, sind wichtig für die Biodiversität und bieten Erholung. Ein Großteil der Moore Europas ist bereits entwässert, in Deutschland ganze 98 %. Daher müssen noch intakte natürliche Moore weltweit geschützt und entwässerte Flächen wiedervernässt werden. Diese bieten uns auch neue Chancen: Auf ihnen lässt sich eine neue Form der Landwirtschaft, die Paludikultur, betreiben. Damit lassen sich z.B. Torfmoose anbauen mit doppeltem Gewinn: Weitere Emissionen aus Moor lassen sich stoppen, ein nachwachsender Rohstoff gewinnen und so eine fossile Ressource ersetzen – den Torf. Kunst für Moor Darauf will das internationale Künstlerkollektiv im Projekt Turba Tol bei der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig mit dem Pavillon Chiles aufmerksam machen. Dort gilt es insbesondere in Patagonien riesige Flächen bisher noch intakter Hochmoore vor Bergbauvorhaben und Infrastrukturprojekten zu bewahren. Die geschützten Pflanzen können Torfmoosexpert*innen der Universität Greifswald und des Torfwerks Moorkultur Rahmsloh liefern. Seit 2004 forschen sie zusammen zu Torfmoosen u.a. auf einer inzwischen 17 ha großen Versuchsfläche zum Anbau von Torfmoosen nahe dem niedersächsischen Rastede. Am Donnerstag und Freitag 3./4. März wollen die Wissenschaftler*innen dort 250 Kisten Torfmoose gemeinsam mit der New Yorker-Künstlerin Christy Gast ernten. Dann folgt bereits ein kleiner Kunstakt: Bis zum 15. März müssen die Torfmoose in Venedig angekommen sein, unbeschadet! Biennale moosig lebendig Die Biennale selbst beginnt am 23. April und läuft bis 27. November dieses Jahres. Eine halbe Million Besucher werden dort erwartet. Die Moose werden während dieser Zeit wie in einem künstlichen Moor leben und wachsen. Ein eigens installiertes System soll die Wachstumsparameter des Torfmoosteppichs überwachen und darstellen. Es informiert Besucher*innen darüber, wie viel Kohlenstoff akkumuliert und wie viel Wasser benötigt wird. Zu Detailabsprachen für Interviews oder Berichte von der Fläche kontaktieren Sie uns gerne. Mehr Information: TURBA TOL – HOL HOL TOL: https://turbatol.org/about-en.html Künstlerkollektiv ENSAYOS: https://ensayostierradelfuego.net/ Wissen zu Torfmoosen: https://www.moorwissen.de/de/paludikultur/imdetail/torfmooskultivierung.php Greifswald Moor Centrum: https://www.greifswaldmoor.de/ Kontakt: Nina Körner Kommunikation Greifswald Moor Centrum/ Michael Succow Stiftung Ellernholzstr. 1/3 17489 Greifswald Tel.: +49 (0)3834 – 8354218 E-Mail: nina.koerner(at)greifswaldmoor.de Bilder: Die angehängten Bilder können im Zusammenhang mit der Berichterstattung zur Torfmoosernte am 3.- 4. März unter Angabe der Quelle kostenfrei verwendet werden Versuchsfläche zum Torfmoosanbau (Foto: Tobias Dahms) Torfmoos (Illustration: Sarah Heuzeroth) Porträt Christy Gast (Foto: Christy Gast) |