Offener Brief von Greifswald Moor Centrum und mehr als 60 Organisationen an die EU-Kommission 9. Juni 2022 Brüssel/Greifswald Naturbasierter Klimaschutz durch die Restaurierung von Ökosystemen bietet eine herausragende Möglichkeit gegen die ungebremst voranschreitende Klima- und Biodiversitätskrise - und eine Chance, die nicht verspielt werden darf. Doch die EU-Kommission hat das eigentlich für Ende 2021 geplante verbindliche EU-Naturwiederherstellungsgesetz (EU Restoration Law) mehrfach verschoben – zuerst auf März 2022, nun soll es am 22.06.2022 veröffentlicht werden. "Gesetz jetzt" fordert deshalb ein Netzwerk von mehr als 60 Organisationen aus Umwelt- und Naturschutz, Wissenschaft und Landwirtschaft in einem offenen Brief an die Kommission, der durch die Internationale Moorschutzgruppe IMCG koordiniert wurde. Nasse Moore sind neben den Wäldern das wichtigste Ökosystem für Klima- und Biodiversitätsschutz – sie sind der raumeffizienteste langfristige Kohlenstoffspeicher der Biosphäre und eine Senke für CO2 aus der Atmosphäre, sie bieten spezialisierten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, reinigen Wasser, schützen vor Hochwasser und kühlen die Landschaft. Derzeit sind allerdings mehr als 50% der Moore in der EU in einem schlechten Zustand, sie setzen aufgrund von Entwässerung neben großen Mengen an Treibhausgasen auch Nitrat frei. Gleichzeitig verlieren wir immer mehr Moortiere und -pflanzen aufgrund der Lebensraumzerstörung. Hier können massive Verbesserungen durch die Wiedervernässung von Mooren erzielt werden – und diese Flächen sind in vielen Fällen weiterhin land- und forstwirtschaftlich nutzbar! Mit Paludikultur, also „Land- und Forstwirtschaft auf nassen Mooren“, die seit kurzem auch Teil der Europäischen Agrarpolitik ist, kann Wertschöpfung, Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft in moorreichen ländlichen Räumen entwickelt werden. Um auf die große Bedeutung von Mooren aufmerksam zu machen und die Notwendigkeit für ambitionierte Wiedervernässung und Restaurierung von Mooren im neuen EU Restoration Law zu betonen – und sie nicht daraus zu streichen, wie befürchtet wird - hat sich heute ein breites Netzwerk von mehr als 60 Organisationen aus Umwelt- und Naturschutz, Wissenschaft und Landwirtschaft mit einem dringenden Appell an die EU-Kommission gewandt. Sie fordern, den Erfolg des EU Green Deal im EU-Naturwiederherstellungsgesetz zu verteidigen und eine ehrgeizige Politik für die Wiedervernässung entwässerter Moorgebiete in Europa voranzutreiben. Um die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens und des EU-Klimagesetzes zu erreichen, sollte ein Transformationspfad für alle Moorgebiete in der EU bis 2050 zu Netto-CO2-Emissionen führen. Die EU sollte eine Vorreiterrolle in der UN-Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen einnehmen und auf der bevorstehenden Konferenz der Biodiversitätskonvention in Kunming (China) ehrgeizige Ziele für die biologische Vielfalt erreichen. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatten 150 NGOs, darunter die Succow Stiftung, Partner im GMC, von der EU-Kommission gefordert, dass sie in einem Wiederherstallungsgesetz verbindliche Ziele festlegen müssen. Alle beteiligten Organisationen sichern der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre volle Unterstützung im Gesetzgebungsverfahren und bei der anschließenden Umsetzung zu, damit das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur der Europäischen Union zu einer Erfolgsgeschichte wird!
Weitere Informationen: Offen Brief an die EU-Kommission zu Mooren im EU Restoration Law International Mire Conservation Group Greifswald Moor Centrum Succow Stiftung Bilder: Das angehängte Bild kann im Zusammenhang mit dem offenen Brief an die EU-Kommission gegen das weitere Verzögern des Europäischen Naturwiederherstellungsgesetzes unter Angabe der Quelle kostenfrei verwendet werden. |