12. Januar 2023 Greifswald Mit Dr. rer. nat. Gerald Jurasinski ist die neue W3-Professur für Moorforschung/Peatland Science an der Universität Greifswald seit Beginn 2023 besetzt. Damit ist die Universität Greifswald die einzige Universität mit einer Moorkunde-Professur in Deutschland. Die 2018 von Universität Greifswald und Landesregierung M-V vereinbarte Schaffung der Professur trägt der Tradition und Exzellenz Greifswalder Moorforschung Rechnung, ebenso dem hohen Mooranteil an der Landesfläche des Bundeslandes. Am Greifswald Moor Centrum, in dem die Universität Greifswald Partner ist, freut man sich außerordentlich über die Stärkung der Forschung und Lehre: „Wir haben uns seit 2015 mit vielen Verbündeten dafür eingesetzt und sind allen Unterstützer*innen sehr dankbar, dass die Professur nun endlich mit Gerald Jurasinski besetzt werden konnte.” sagen Dr. Greta Gaudig und Dr. Franziska Tanneberger, die gemeinsam das Greifswald Moor Centrum leiten. Für die Professur hat sich Dr. Gerald Jurasinski viel vorgenommen: „Wir müssen bei Moorwiedervernässungen deutlich schneller vorankommen. Unsere Forschung wird zeigen, wie wir es besser machen können. Dabei wollen wir Wissen nicht nur generieren, sondern auch verbreiten und Greifswald als zentralen Knotenpunkt der Moorexpertise weiter ausbauen. Wir wollen u.a. mit vielen nationalen und internationalen Partner*innen ein Netzwerk weiter aufbauen, das Treibhausgasemissionen und andere Ökosystemdienstleistungen von Mooren in M-V und darüber hinaus misst. Unsere Ergebnisse werden uns vor allem auch hinsichtlich des Klimaschutzes helfen, richtig zu handeln.“ Kennenlernen können Interessierte Dr. Jurasinski bei der öffentlichen Vorlesung Eine kurze Geschichte der Forschung zu Treibhausgasemissionen aus Mooren in Norddeutschland am 17. Januar um 18 Uhr am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg oder bei einem kleinen Spaziergang über Greifswalder Moore anlässlich des World Wetlands Day am 2. Februar. Dieser startet um 14 Uhr an der Brücke Stralsunder Straße am Hafen.
Zur Person: Aufgewachsen bei Quedlinburg kam Jurasinski durch seine Eltern, beide Biologen, früh in Berührung mit Natur und Naturschutz. Statt ins Ferienlager, ging es ins Lager für "Naturschutz und Erholung“, erinnert er sich. Aus dem Wunsch, vom Menschen veränderten Ökosysteme und Landschaften wieder verbessern zu können, entschied sich Gerald Jurasinski für das Studium „Landeskultur und Umweltschutz“ an der Uni Rostock. Ab 2000 arbeitete der absolvierte Diplom-Ingenieur bei Prof. Carl Beierkuhnlein an den Universitäten Rostock und Bayreuth und promovierte nach Feldarbeiten im Nordostmarokkanischen Hochplateau 2007 zum Thema „Spatio-Temporal Patterns of Biodiversity and their Drivers - Method Development and Application". Als PostDoc zurück an der Universität Rostock forschte er mit Professor Stephan Glatzel zu Treibhausgas-Austausch und Kohlenstoff-Kreislauf sowie zu lang- und mittelfristigen Vegetationsentwicklungen in Mooren und Wäldern. Nach mehreren erfolgreich eingeworbenen Forschungsprojekten leitete er von 2014 bis 2017 kommissarisch die dortige Professur „Landschaftsökologie und Standortkunde“. Gastaufenthalte führten an die Uni Bergen, Norwegen und mehrfach an die Uni Wien, Österreich. Der Tradition der Greifswalder Moorforschung ist sich Jurasinski bewusst: „Gemeinsam mit unseren Partnern im Institut und in der Universität bieten wir ein einzigartiges Ausbildungsprofil. Die Moorkunde und Paläoökologie war immer ein zentrales Element der Ausbildung im von Michael Succow entwickelten Studiengang Landschaftsökologie und Naturschutz. Das wird auch in Zukunft so bleiben.“ Hintergrund Moorprofessur: Mecklenburg-Vorpommern ist eines der moorreichsten Bundesländer. 12 % der Landesfläche sind mit Moor bedeckt. Zum großen Teil sind diese heute für Land- und Forstwirtschaft entwässert, aber nicht nur hinsichtlich der Ernährung von gesellschaftlicher Relevanz: Sie setzen ein Drittel der gesamten Treibhausgas-Emissionen des Landes frei. Insgesamt verursachen die entwässerten Moore in M-V jährlich über eine Milliarde Euro Klimafolge-Schadenskosten. Flächen wiederzuvernässen, nachhaltig zu nutzen und damit als Pionier einen innovativen Wirtschaftszweig zu entwickeln, ist eine Chance für das Bundesland. Um der charakteristischen Landschaft, dem Klimaschutz wie der Wirtschaft und der über 200-jährigen Geschichte der Greifswalder Forschung Rechnung zu tragen, haben die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern und die Universität Greifswald schon 2018 mit Hilfe von Zustiftungen die W3-Professur für Moorforschung/Peatland Science auf den Weg gebracht. Zuvor war die Arbeitsgruppe Moorkunde und Paläoökologie von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten auf einer außerplanmäßigen Professur geführt worden. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur beteiligt sich jährlich in Höhe von 70.000 Euro an der Professur. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt stellt ebenfalls dauerhaft 50.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Die Bernhard und Ursula Plettner-Stiftung im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft unterstützt die Übergangs- und Aufbauphase der Professur mit 450.000 Euro. Bild: Dr. Gerald Jurasinski (Foto: Vytas Huth) Das Bild kann in der redaktionellen Berichterstattung zur Moorprofessur mit Angabe des Bildautoren kostenfrei verwendet werden. |