Angermünde, 1. April 2025: Mit einem symbolischen Spatenstich startet heute toMOORow – Nasse Moore für eine nachhaltige Zukunft. Ziel des Projekts ist es, Moorflächen als natürliche Kohlenstoffspeicher zu erhalten, die Biodiversität zu fördern und eine nachhaltige Landnutzung zu ermöglichen. Gemeinsam mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wird hier ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel geleistet – das sehen auch die anwesenden geschäftsführenden Bundesminister*innen Steffi Lemke und Cem Özdemir so.
Für Klimaschutz und nachhaltige Landnutzung
Moore sind unverzichtbare Ökosysteme für den globalen Klimaschutz. Sie speichern enorme Mengen an Kohlenstoff, regulieren den Wasserhaushalt und bieten Lebensraum für seltene Arten. Doch durch jahrzehntelange Entwässerung sind viele Moorgebiete in Deutschland und Europa stark degradiert – mit gravierenden Folgen für Klima und Natur.
Mit der Initiative toMOORow setzen die Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, und die Umweltstiftung Michael Otto ein starkes Zeichen für eine zukunftsfähige Moornutzung.
Die Torfwiesen im Sernitz-Moor dienen dabei als Modellprojekt: Hier werden jetzt Entwässerungsgräben verfüllt, im Fließ Sohlschwellen zur Wasserrückhaltung errichtet und anschließend mit lokalen Landwirt*innen eine nachhaltige Nutzung durch Paludikultur mit einer Größe von ca. 80 Hektar etabliert.
Die Initiative setzt damit die jahrelange Arbeit für die Wiederherstellung natürlicher Verhältnisse im Sernitz-Moor im Biosphärenreservat „Schorfheide-Chorin“ im Rahmen des LIFE Projekts „Schreiadler“ fort. In Abstimmung mit Anwohner*innen und Landnutzer*innen wurden Maßnahmen für Wasserrückhalt entwickelt, Weiden für Wasserbüffel eingerichtet und ein Moorerlebnispfad gestaltet, um nur einen Ausschnitt des erfolgreichen Projekts zu nennen.
Endlich werden nun mit toMOORow auch die Sernitz-Torfwiesen mit dem Ziel der Nasswiesenbewirtschaftung bearbeitet und die Wasserstände der Torfwiesen angehoben. Die Maßnahmen tragen dazu bei, Wasser in der Landschaft zu halten, Treibhausgasemissionen, um bis zu 1.200 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr zu reduzieren und die Wiederansiedlung moortypischer Pflanzen- und Tierarten zu ermöglichen.
„Wir müssen vom Kleinmaßstab ins Große kommen“
Mit dem Spatenstich beginnt ein weiterer wichtiger Baustein für den Moorschutz in Deutschland. Prof. em. Dr. Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises und Stifter der Michael Succow Stiftung, betont die Bedeutung des Vorhabens:
- „Inzwischen haben wir begriffen: Moore müssen wieder wachsen dürfen, damit sie CO₂ in Form von Torf akkumulieren, Last- und Schadstoffe festhalten, als große Verdunstungsflächen und damit Kühlräume für die sich ständig erhitzende Erde dienen können. Insbesondere bei Niedermooren, zu denen auch die Sernitz-Torfwiesen zählen, muss möglichst viel der oberirdischen Biomasse abgeschöpft werden – durch weidende Tiere oder Mahd mit angepasster Technik. Ich freue mich, dass wir in der toMOORow-Initiative so starke Partner haben, um das künftig hier umzusetzen. Bei diesem Projekt geht es also nicht allein um Naturschutz, sondern um unsere Zukunftsfähigkeit!"
Auch Prof. Dr. Michael Otto, Vorsitzender des Kuratoriums der Umweltstiftung Michael Otto und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Otto Group, hebt hervor:
- „Es war mir ein großes persönliches Anliegen, im Jahr 2021 über die Umweltstiftung Michael Otto und gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Succow und seinem Team die toMOORow-Initiative ins Leben zu rufen. Schließlich verbinden wir hier Klimaschutz mit innovativer, nachhaltiger Landnutzung. Die ersten Ergebnisse des im Jahr 2024 von toMOORow initiierten Unternehmensverbunds ‚Allianz der Pioniere‘ zeigen, dass es nicht nur in der Theorie ein ökonomisches Potenzial für die Bewirtschaftung nasser Moore gibt. Der heutige Spatenstich in den Sernitz-Torfwiesen ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Kombination aus Moorschutz und landwirtschaftlicher Nutzung ein vielversprechender Weg ist. Nun müssen wir das in die Breite tragen und auch in der Politik und in der Landwirtschaft die Weichen dafür stellen, dass möglichst schnell viel Moorfläche wiederhergestellt wird und die dort entstehende Biomasse als nachwachsender regionaler Rohstoff von unserer heimischen Wirtschaft genutzt werden kann.“
Politische Unterstützung für den Moorschutz
Der feierliche Spatenstich wird durch hochrangige politische Vertreter*innen begleitet. Die geschäftsführende Bundesumweltministerin Steffi Lemke unterstreicht die Bedeutung der Moorwiedervernässung für die Erreichung der deutschen Klimaziele:
- „Intakte Moore sind gut für das Klima. Sie speichern Kohlenstoff und sind ein einzigartiger Lebensraum für viele bedrohte Arten. Für den Schutz unseres Klimas braucht es die Wiedervernässung von Mooren. Für Landwirtinnen und Landwirte kann die Bewirtschaftung von Mooren mit angepassten Techniken wie Paludikultur oder mit Wasserbüffeln verlässliche und nachhaltige Einkommensquellen schaffen. Das Sernitz-Moor ist so ein Leuchtturmprojekt, denn es bringt den Natürlichen Klimaschutz und nachhaltige Landnutzung zusammen. Die Wiedervernässung von Mooren ist eine der effektivsten Maßnahmen für den Klimaschutz. Projekte wie dieses zeigen, wie wir Klimaschutz, Naturschutz und wirtschaftliche Perspektiven miteinander verbinden können.“
Auch der geschäftsführende Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betont die Rolle nachhaltiger Landwirtschaft:
- „Wiedervernässte Moore sind unverzichtbar für aktiven Klimaschutz und für den Schutz der Biodiversität. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam mit allen Akteuren zukunftsgerichtete Lösungen finden, die sich auch für die Landwirtinnen und Landwirte finanziell lohnen. Paludikulturen bieten hier eine innovative Perspektive. Genau diese Verbindung von Schutz und Nutzen verfolgt die toMOORow-Initiative. Sie beweist eindrucksvoll, wie Klimaschutz und wirtschaftliches Handeln zum Wohl unserer Lebensgrundlagen sowie der Entwicklung ländlicher Räume zusammengeführt werden können. Wir müssen den Schutz der Moore und eine zukunftsfähige Landwirtschaft zusammendenken. Mit Paludikultur schaffen wir eine Landnutzung, die langfristig tragfähig ist und gleichzeitig das Klima schützt.“
Moorschutz mit wirtschaftlichem Potenzial
Als Wirtschaftspartner in der toMOORow „Allianz der Pioniere“ stehen uns starke und entschlossene Unternehmen an der Seite (Baufritz, Kaufland, LEIPA, OTTO, OTTO WULFF Bauunternehmung, PreZero mit OutNature, Procter & Gamble Deutschland, Sto, STRABAG, Tengelmann Twenty-One mit OBI und KiK, toom Baumarkt und WEPA Stiftung), die sich mit ihrem Innovationsgeist dem Klima- und Biodiversitätsschutz verschrieben haben. Sie setzen auf die Nutzung nachwachsender, regionale Rohstoffe und möchten sich zukünftig aktiv an der Inwertsetzung der Paludikultur-Biomasse einbringen.
Ein Projekt mit Vorbildcharakter
Große Teile der Moorflächen der Sernitzniederung in der Uckermark gelten als Nationales Naturerbe und befinden sich in der Obhut der Michael Succow Stiftung und liegen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin – einer Modellregion für nachhaltige Landnutzung. Die Michael Succow Stiftung setzt sich seit Jahrzehnten für den Schutz und die Wiederherstellung von Mooren ein und bringt ihre wissenschaftliche Expertise sowie langjährige Erfahrung in der praktischen Umsetzung ein. In Kombination mit der Expertise der Umweltstiftung Michael Otto in der Entwicklung von Umwelt- und Naturschutzprojekten wie toMOORow und als Brückenbauerin zwischen Interessensgruppen, konnte in den Sernitz-Torfwiesen ein Projekt mit Strahlkraft entstehen. Die hier entwickelten Maßnahmen können als Beispiel für weitere Moorprojekte in Deutschland und Europa dienen und zeigen, wie eine nachhaltige, moorschonende Landnutzung mit Naturschutz und Klimaschutz verbunden werden kann.
Weitere Informationen unter www.tomoorow.org |