8. Februar 2023 Standford/Greifswald Der globale Verlust von Feuchtgebieten ist kleiner als bisher angenommen, das belegt die aktuelle Studie Extensive global wetland loss over the last three centuries im international renommierten Wissenschaftsmagazin Nature. Moorkundler der Universität Greifswald, Partner im Greifswald Moor Centrum, haben Daten aus ihrer Global Peatland Database und aus den historischen Beständen der hiesigen Moorbibliothek beigetragen. Die Ergebnisse helfen nun, die Klimawirkung von Mooren besser einzuschätzen und den Schutz der Moore und sonstiger Feuchtgebiete besser zu planen. Die Studie des Autorenkollektivs unter der Leitung der Standford University zeigt, dass seit 1700 lediglich 21-35% der Feuchtgebiete weltweit verloren gegangen sind, statt wie bisher gedacht 50-87%. „Diese Studie belegt, was wir schon immer über Moore gesagt haben: der globaler Verlust ist flächenmässig nicht so groß wie oft behauptet wird. Was auf den ersten Blick eine gute Nachricht zu sein scheint, darf uns aber nicht täuschen. Weltweit sind etwa vier Millionen km² Feuchtgebiete verschwunden, davon etwa 0,5 Millionen km2 nasse Moore. Die entwässerten Moore sind aber verantwortlich für 4-5% der weltweiten Treibhausgasemissionen: es sind relativ kleine Flächen aber mit Riesenfolgen!“, sagt der emeritierte Prof. Dr. Dr. Hans Joosten, Greifswalder Moorkundler und Co-Autor der Studie. „Feuchtgebiete, insbesondere Moore, sind weltweit weiter bedroht mit großen Risiken für Klima, Biodiversität und unsere Lebensgrundlage. Dass die Daten aus der hiesigen Global Peatland Database und unserer einzigartigen Moorbibliothek dazu beitragen, dies mit einer Veröffentlichung in Nature bekannt zu machen, zeigt die weltweite Bedeutung der Datenbanken des Greifswald Moor Centrum und bestätigt: Wir setzen uns für das richtige ein – für Moor- und Klimaschutz.“ In einer historisch erstmaligen Rekonstruktion durchforsteten die Wissenschaftler für die Studie Tausende von Aufzeichnungen zu Entwässerung und Landnutzungsänderungen in 154 Ländern, um diese mit der heutigen Verteilung entwässerter und veränderter Feuchtgebiete zu vergleichen und so ein Bild vom Zustand seit 1700 zu bekommen. Sie betonen, dass Feuchtgebiete in dieser Zeit zu einem der am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt geworden sind. Ursache waren Entwässerung für Landwirtschaft und Torfabbau, daneben auch Feuer oder Grundwasserentnahme. Heute werden Moore als wichtige Wasserfilter und -speicher sowie Kohlenstoffspeicher verstanden. Sie gelten als essentiell für Lebensgrundlage und Gesundheit. Anhand der Studie lässt sich die Veränderung in der Kohlenstoffspeicherung durch Feuchtgebiete sowie in den Emissionen von Methan besser quantifizieren. Ebenso lässt sie Schlüsse zu, wie sich der Verlust von Feuchtgebieten auswirkt und wie sich Restauration von Feuchtgebieten besser planen lässt. An der Studie mitgewirkt haben Forscher der Universität Maryland, des Kanadischen Ministeriums für Umwelt und Klimawandel, des NASA Goddard Space Flight Center, der Universität Hong Kong, der Universität Utrecht, der Universität Göttingen, des Russischen Institut für Forstwissenschaft, der Universität Stockholm, der Universität Greifswald und des Greifswald Moor Centum, des Pariser Observatorium, des Massachusetts Institute of Technology, von Nick Davidson Environmental, der Charles Sturt University und der McGill University. Die Studie wurde finanziert von dem Natural Sciences and Engineering Research Council of Canada, der David and Lucille Packard Foundation, dem U.S. National Science Foundation, der Gordon and Betty Moore Foundation und dem Schweizerischen Nationalfonds. Mehr Information: Extensive global wetland loss over the last three centuries in Nature - DOI: 10.1038/s41586-022-05572-6 Begleitendes Bildmaterial finden Sie hier zum Download. Kontakt: Prof. em. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten joosten@uni-greifswald.de skype: hansjoostenhgw
Professor of Peatland Studies and Palaeoecology Institute of Botany and Landscape Ecology, University of Greifswald, Partner in the Greifswald Mire Centre Secretary-General International Mire Conservation Group
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